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Thomas Lanß, Kindheit und Jugend

Kindheit

Thomas Lanß wurde am 16. Februar 1577 nach dem damals gültigen julianischen Kalender geboren. Seine Eltern sind Lienhard Lanß, Tuchscherer (+ 1598) und Anna Lanß, geborene Weigl (+ 1597).

Der Komet über Prag
am 12. November 1577
In blumig barocker Sprache heißt es, dass ihm schon bei der Geburt eine günstige Konstellation der Gestirne in die Wiege leuchtete und dass seine Kindheit ein Komet von nie gesehener Größe bestrahlte. Tatsächlich war von Anfang November 1577 bis Mitte Jänner 1578 ein großer Komet zu beobachten.

Komet von 1577 bei Wikipedia

Das gesellschaftliche Umfeld war zweifellos protestantisch geprägt. Es heißt, dass Oberösterreich zu dieser Zeit so protestantisch war wie es heute katholisch ist.

Geschichte Oberösterreichs - Reformation und Gegenreformation bei Wikipedia

Wappen des Ladislaus Prager
in der Gruft von Altenburg
Bereits ab 1558, spätestens aber ab 1574 war die benachbarte Pfarre Pergkirchen mit einem protestantischen Pfarrer besetzt. Protestantische Patronatsherren waren dort zunächst bis 1590 die Prager und danach bis 1627 Lorenz Schütter und seine Nachkommen. Dessen Epitaph befindet sich im Sakristeigang der Pfarrkirche Münzbach.

Ladislaus Prager und seine Nachkommen bei Wikipedia

Lorenz Schütter und seine Nachkommen bei Wikipeda

Geschichte der Pfarre Pergkirchen bei Wikipedia


Grundschulbildung

Schon in der Schule zu Perg soll sich das ungewöhnlich große Talent des Knaben gezeigt haben, das sich durch Schärfe des Verstandes, Genauigkeit des Gedächtnisses und Richtigkeit des Urteils auszeichnete.
Dr. Thomas Lansius im 
Heimatbuch Perg 1933, 
S 166 ff

Einen Schulmeister soll es schon um 1542 im Markt Perg gegeben haben. In einer Urkunde vom 9. Juli 1579 wird Melchior Bacer (Wackher) aus Rottenburg (Rothenburg) ob der Tauber als erster Lehrer namentlich genannt.

Die Zugehörigkeit zu einer Konfession ist unbekannt, jedoch ist nicht unwahrscheinlich, dass er Protestant war.

Auch ist nicht bekannt, ob er Thomas Lanß unterrichtet hat. Zu dieser Zeit gab es keine öffentlichen Schulen und keine Schulpflicht. Unterricht war Privatsache und wurde von der Bürgerschaft organisiert.

Kriegshilfsdienst gegen die Türken

Thomas Lanß war auch körperlich stark entwickelt und verließ mit noch nicht ganz 14 Jahren (1590/1591) das Elternhaus und meldete sich zum Kriegshilfsdienst gegen die in Ungarn weiter vordringenden Türken. Er hatte einem Redner zugehört, der Freiwillige für den Kriegsdienst rekrutierte.

Nach kurzer Zeit kehrte er schwer leidend zurück um seine Ausbildung fortzusetzen. Es wird angenommen, dass er einige Zeit von seinem Vater unterrichtet wurde, der in mancherlei Wissenschaft bewandert war.

Karte aus 1572 zur Abgrenzung zwischen Habsburgern und Osmanen von Wikimedia Commons

Landschaftsschule in Linz

Es folgte von 1591 bis 1593 der Besuch der Landschaftsschule in Linz, wo er große Fortschritte machte. Zu seinen Lehrern zählte u.a. Georg Calaminus. Sein Lerneifer war so groß, dass er die talentiertesten seiner Mitschüler übertraf. In der griechischen und lateinischen Literatur machte derartige Fortschritte, dass ihn seine Lehrer nach Hause entließen mit dem Rate an die Eltern, den Sohn an Akademien zum Antritt höherer Studien zu entsenden.

Die adeligen Stände der Herren und Ritter Österreichs ob der Enns (Oberösterreichs) finanzierten im 16. Jahrhundert eine voruniversitäre Lateinschule (Landschaftsschule). Sie war zunächst von 1567 bis 1574 im Ennser Minoritenkloster und dann bis zu ihrer Auflösung 1624 im Linzer Landhaus untergebracht. Der Nachwuchs aus Kreisen des Adels, später auch des gehobenen Bürgertums sollte dort auf ein Universitätsstudium vorbereitet werden. Zu dieser Zeit bekannten sich fas alle Adeligen im Lande und wohl auch viele Bürger zum Protestantismus, sodass auch die Landschaftsschule von Beginn an den Charakter einer evangelischen Lehranstalt hatte.

Thomas Lanß erlernte dort die Grundlagen für den Gebrauch der lateinischen und auch der altgriechischen Sprache im aktiven und passiven Gebrauch (Eloquenz) gelegt. Rektor Johannes Memhard orientierte sich während seiner Amtszeit zwischen 1574 und 1598 nach dem Prinzip der sapeins et eloquens pietas des Straßburger Rektors Johannes Sturm.

Lanß erlebte mit Georg Calaminus einen der wenigen Dichter des österreichischen Späthumanismus, dessen Werke in ganz Mitteleuropa bekannt wurden. Er unterrichtete von 1578 bis zu seinem Tod 1595 in Linz. Als Lansius von seinem Tod erfuhr, widmete er ihm einen Gedichtband.

Ein weiterer seiner Lehrer könnte Mag. Samuel Übermann gewesen sein. Dieser unterrichtete von 1590 bis 1599 an der Landschaftsschule in Linz und wirkte danach von 1599 bis 1618 in Pergkirchen und danach in Eferding als Pfarrer, bevor er vertrieben wurde und wieder nach Tübingen zurückkehrte.

Dr. Abraham Schwarz (* 1562 in Altdorf im Schönbuch, + 1638 in Stuttgart) besetzte in Linz ab 1588 bis etwa 1600 die Stelle als Rechtsprofessor, während er sich im Auftrag der oberösterreichischen Stände um die Erstellung der Landtafel verdient machte. Auch er könnte zu den Lehrern des Thomas Lansius zählen.

Landschaft (Landstände) bei Wikipedia bzw. Landstände im Austria-Forum

Dichtkunst an der Landschaftsschule in Linz

Landschaftsschule in Linz (Auszug aus einem Kupferstich von Merian von1649)

Akademisches Gymnasium (Linz) bei Wikipedia

Georg Calaminus bei Wikipedia

Peter Vodosek: Samuel Übermann, Ein Beitrag zur Geschichte der Beziehungen zwischen Oberösterreich und Württemberg im Reizalter von Reformation und Gegenreformation, in: Österreich in Geschichte und Literatur mit Geographie, Oberösterreich, 21. Jahrgang, September - Oktober 1977, Heft 5, S 294ff

Grüll Georg: Pergkirchen. Beiträge zur Geschichte eines Dorfes. In: Heimatgaue. Zeitschrift für oberösterreichische Geschichte, Landes- und Volkskunde, 11. Jg., 1930, 3. und 4. Heft, S 121 bis 168, insbesondere S 129, hier herunterladen unter Beachtung der Rechte.

Max Doblinger: Dr. Abraham Schwarz, detaillierte Biografie, online abrufbar.

Studium in Tübingen, Marburg, Paris u.a.

Durch eigenen Entschluss und durch der Eltern und Freunde Zuspruch bewogen, begab er sich im Herbst 1593 zum Studium ins Ausland. Während seiner Reisen erhielt Thomas regelmäßig Briefe von seinem Vater, deren innerer Gehalt ihn stets auf das höchste erfreute. Zu seinen Studienorten zählen neben Tübingen auch Marburg, Paris und weitere Städte Europas.

Unter seinen Lehrern in Tübingen soll sich auch der 1604 verstorbene Nikolaus Varnbüler  befunden haben.

Nikolaus Varnbüler bei Wikipedia

Auch Joseph Demeler nennt die einsetzende Gegenreformation als Grund für die Auswanderung des Thomas Lansius:

"Er hat wegen der reinen Religion, bei eingeführter leidiger Gegenreformation, sein liebes Vaterland freiwillig verlassen, unangesehen er darüber viel Ungemach und Trübsal erlitten, so er aber mit standhafter Geduld getrost überwunden; indem er beides, sein Glück und Unglück der väterlichen Disposition seines lieben Gottes mit unerschrockenem Muthe anheimgestellt."

Joseph Demeler bei Wikipedia

Besuche in der Heimat

Traurige Anlässe wie der Tod seiner Mutter 1597 und der Tod seines Vaters 1598 führten ihn nochmals nach Perg. Auch Ende 1599, anfangs 1600 soll er Perg nocheinmal besucht haben. Danach sind keinerlei Kontakte zu seinem Heimatort dokumentiert. Bei diesem Aufenthalt könnte er auch Georg Erasmus Tschernembl auf Schloss Schwertberg aufgesucht haben. Dieser schrieb zu dieser Zeit seine Schrift zum Widerstandsrecht. Zwei Jahre später präsentierte Lansius seine Dissertation zum selben Thema. Er widmete sie Georg Erasmus Tschernembl.

Georg Erasmus Tschernembl bei Wikipedia