Seiten

Die Reisen des Thomas Lansius

Die Reisen, die Thomas Lansius im Alter zwischen 17 und 27 Jahren unternommen hat, waren prägend für seine Karriere. Es ist nicht überliefert, ob er danach noch weitere Reisen unternommen hat.

Eibensteiner entnahm den aus Tübingen stammenden Quellen, dass Thomas Lanß im Herbst 1594 durch eigenen Entschluss und durch der Eltern und Freunde Zuspruch den Entschluss fasste, sein Vaterland zu verlassen, als sich in Österreich die Verhältnisse für den Protestantismus zu Ungunsten zu verändern begannen.

Rudolfstor im Linzer Schloss
entstand um 1600
Exkurs:

Das Erzherzogtum Österreich ob der Enns gehörte damals zum Heiligen römischen Reich deutscher Nation. Oberster Lehnherr war der Deutsche König (konkret Rudolf II.), der jahrhundertelang ein Habsburger in Personalunion war. 1592 bis 1602 amtierte in Linz mit Hans Jakob Löbl, Freiherr von Greinburg der erste katholische Landeshauptmann der Gegenreformation.

Lansius soll den hohen Wert des Reisens für das Wachstum der Erkenntnis und Klugheit noch vor dem Reiseantritt wohl zu schätzen gelernt haben. Von seinem Vater erhielt Thomas während seiner Reisen regelmäßig Briefe, deren inneren Gehalt ihn stets auf das höchste erfreute.

Als Studienorte werden neben Tübingen auch Marburg und Paris angeführt. 

Als Studienfächer werden die Schätze der lateinischen und griechischen Literatur und Kunst, die Pflege der orientalischen Sprachen, das Studium der Naturwissenschaften, insbesondere der Physiologie, Mathematik, Moralphilosophie, Beredsamkeit und Staatswissenschaften genannt. 

Bereits im Frühjahr 1595 überraschte er die Gelehrtenwelt mit einer sorgfältig ausgearbeiteten Disputation über die Grundstoffe der natürlichen Dinge und erwarb damit den Titel eines Bachelors.

Er besuchte seine Heimat 1597 anlässlich des Todes seiner Mutter.

Erst Ende 1597 widmete er sich dem Studium der Rechtswissenschaften bei Nikolaus Varnbüler und inskribierte dazu am 23. Jänner 1598 an der Juristischen Fakultät in Tübingen. 

Kurz darauf besuchte er seine Heimat anlässlich des Todes seines Vaters1598 und letztmalig kurz vor dem Antritt weiterer Studien anfangs 1600. Er hat seinen letzten Aufenthalt in der Heimat möglicherweise auch genutzt um in Kontakt mit Georg Erasmus Tschernembl zu treten.

Es ist nicht dokumentiert, ob Thomas Lansius über eine mögliche Anstellung bei den Ständen des Landes ob der Enns verhandelt hat oder das Thema seiner Dissertation erörtert hat, die er Tschernembl 1602 gewidmet hat. 

Im Frühjahr 1600 wurde sein Name in einem wissenschaftlichen Rechtsstreit zu Marburg, den er mit großem Erfolge durchführte, rühmlich genannt. Er blieb bis 1601 in Marburg und bereitete sich durch Studium der Sprachen zu den europäischen Wanderungen vor.

Die Reise von Heinrich IV.
nach Metz (1603)
Seine Dissertation präsentierte er am 10. Juli 1602 in Tübingen. Die Promotion fand zu diesem Zeitpunkt nicht statt.

1602 besuchte er Frankfurt am Main, das er schon von früher kannte, um die Frankfurter Messe zu besuchen. Seine weiteren Reisen führten ihn nach Paris, wo er sich Abraham Hölzel anschloss, um den Hof, die Hohe Schule und den berühmten Handel kennen zu lernen. 

Im März 1603 verließ er Paris, durchwanderte die Champagne, Lothringen, Elsass, die Markgrafschaft Baden, Schwaben, Franken, Hessen, die Herzogtümer Braunschweig und Lüneburg, Bremen und Oldenburg, Westfalen, Friesland, das verbündete Belgien, die Herzogtümer Geldern, Cleve und Berg, Köln und Trier, das Herzogtum Luxemburg, Hannover, Flandern und Brabant. Von der französischen Küste aus gelangte er über das Meer nach Englands Hauptstadt und zurück nach Frankreich und Paris.

Auf Reisen hat Lansius an mehr als 30 Universitäten Station gemacht. Er erlebte den Einzug des französischen Königs in Metz und die Krönung von König Jakob in London.
König Jakob I. von England (1603)

1604 wandte er sich nach Rom, von dort neuerlich nach England, dann nach Süddeutschland und an den Rhein. In einer längeren und letzten Reise kam er nach Ungarn und Böhmen, von wo er schließlich nach Tübingen zurückkehrte.

Am 3. Dezember 1604 schrieb er sich als Doktor beider Rechte ins Matrikelbuch. Zuvor hatte er am 18. November 1604 Susanna Schnepf geheiratet.