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Consultatio von Thomas Lansius stand auf der Liste der verbotenen Bücher

Aus einem 1831 im Verlag Franz Christian Löflund und Sohn in Stuttgart herausgegebenen Buch von Johann Ludwig Christian Breitschwert (Freiherr von) mit dem Titel

Johann Keppler´s Leben und Wirken, nach neuerlich aufgefundenen Manuscripten bearbeitet

erfahren wir im Kapitel über den Aufenthalt Keplers in Linz auf S 94f über einen Briefverkehr zwischen Johannes Kepler und Thomas Lansius über die Consultationes. Der Brief ist mit 5. Oktober 1614 datiert (Nr. 698 der Werksammlung, das Original befindet sich bei der Österreichischen Nationabibliothek)

Originaltext S 94f

1613 erschien in Württemberg im Verlag Cellius das Buch

Friderici Achillia Wirtembergici 
Consultatio de principateu inter  provincias Europae. 

Prinz Achilles nannte sich zwar als Autor, ihr eigentlicher Verfasser war aber Thomas Lansius. Fünf Prinzen und 17 Edelleute stritten in lateinischer Sprache darüber, welcher Europäischen Nation der Vorzug vor den übrigen gebühre.

Es war die Absicht, das Werk dem Kaiser Matthias zuzueignen, darum wünschte Lansius das Urteil Keplers und übersandte ihm das Buch nach Linz mit folgendem Begleitbrief:

"Bei Hafenreffer wird oft von Ihnen gesprochen, von Ihren Tugenden, Ihrer Gelehrsamkeit und Ihrem scharfen Verstand ohne Beispiel. Ich überschicke hier ein Buch, das mit einiger Hülfe von meiner Seite herauskam. Ich bitte Sie um Ihr aufrichtiges Urtheil. Es wird mir über das Urtheil aller Andern gehen."

Keplers Antwort ist zwar nicht vorhanden, sein Urteil ist aber aus einen zweiten Brief des Lansius anzunehmen (Nr. 707 der Werksammlung, datiert mit 6. Jänner 1615, das Original befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek)

"Ich danke Ihnen für das ehrende und freie Urtheil, das Sie über die Consultationes gefällt haben. Ich weiß zwar nicht vor welchen verborgenen Minen Sie mich warnen, noch verstehe ich, mit welchem Ungewitter, mit welchen Hornissen Sie mir drohen. Nun, was ist daran gelegen, Lansius hat ein dreifaches Erz vor seiner Brust. 
Doch ohne Scherz: Unsere Hoftheologen haben einen Krieg gegen mich erhoben. Sie konnten meine Freiheit nicht verdauen, da ihr schwacher Magen öfters die besten Speisen nicht ertragen kann. 
Ich habe von den vornehmsten Männern das Lob erhalten: Lansius sagt Allen die Wahrheit, verschont Niemand. Man fällt von Keplers Religion verschiedene Urtheile, dennoch ist die Zahl seiner Freunde groß, besonders ist Vicekanzler, Sebastian Faber, Pallas des würtembergischen Jupiters, Ihnen ungemein gewogen."

Keplers Prophezeihung traf also ein und zwar nicht allein in Württemberg, sondern auch in Italien.


Dann sehen wir diese Consultationes in dem Verzeichnis verbotener Bücher. Das päpstliche Dekret ist mit 5. März 1616 datiert.


Text des päpstlichen Dekrets, mit dem die Consulationes des Thomas Lansius auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurde:


Johannes Kepler bei Wikipedia

Friedrich Achilles (Württemberg-Neuenstadt) bei Wikipedia

Kaiser Matthias bei Wikipedia

Index Librorum Prohibitorum (Liste verbotener Bücher) bei Wikipedia

Eigener Artikel zur Consultatio principatu

Die Briefe im Originaltext und in einer deutschprachigen Zusammenfassung sind in u.a. in einer von Max Caspar herausgegebenen Werksammlung enthalten und können unter Beachtung der Rechte hier heruntergeladen werden

Weitere briefliche Kontakte des Thomas Lansius zu Johannes Kepler sind evident.

Des weiteren hat Thomas Lansius in Tübingen gemeinsam mit anderen Juristen (insbesondere Christoph Besold) Johannes Kepler beim Hexenprozess gegen dessen Mutter unterstützt.