Johann Keppler´s Leben und Wirken, nach neuerlich aufgefundenen Manuscripten bearbeitet
erfahren wir im Kapitel über den Aufenthalt Keplers in Linz auf S 94f über einen Briefverkehr zwischen Johannes Kepler und Thomas Lansius über die Consultationes. Der Brief ist mit 5. Oktober 1614 datiert (Nr. 698 der Werksammlung, das Original befindet sich bei der Österreichischen Nationabibliothek)
Originaltext S 94f
1613 erschien in Württemberg im Verlag Cellius das Buch
Friderici Achillia Wirtembergici
Consultatio de principateu inter provincias Europae.
Es war die Absicht, das Werk dem Kaiser Matthias zuzueignen, darum wünschte Lansius das Urteil Keplers und übersandte ihm das Buch nach Linz mit folgendem Begleitbrief:
"Bei Hafenreffer wird oft von Ihnen gesprochen, von Ihren Tugenden, Ihrer Gelehrsamkeit und Ihrem scharfen Verstand ohne Beispiel. Ich überschicke hier ein Buch, das mit einiger Hülfe von meiner Seite herauskam. Ich bitte Sie um Ihr aufrichtiges Urtheil. Es wird mir über das Urtheil aller Andern gehen."
Keplers Antwort ist zwar nicht vorhanden, sein Urteil ist aber aus einen zweiten Brief des Lansius anzunehmen (Nr. 707 der Werksammlung, datiert mit 6. Jänner 1615, das Original befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek)
"Ich danke Ihnen für das ehrende und freie Urtheil, das Sie über die Consultationes gefällt haben. Ich weiß zwar nicht vor welchen verborgenen Minen Sie mich warnen, noch verstehe ich, mit welchem Ungewitter, mit welchen Hornissen Sie mir drohen. Nun, was ist daran gelegen, Lansius hat ein dreifaches Erz vor seiner Brust.
Doch ohne Scherz: Unsere Hoftheologen haben einen Krieg gegen mich erhoben. Sie konnten meine Freiheit nicht verdauen, da ihr schwacher Magen öfters die besten Speisen nicht ertragen kann.
Ich habe von den vornehmsten Männern das Lob erhalten: Lansius sagt Allen die Wahrheit, verschont Niemand. Man fällt von Keplers Religion verschiedene Urtheile, dennoch ist die Zahl seiner Freunde groß, besonders ist Vicekanzler, Sebastian Faber, Pallas des würtembergischen Jupiters, Ihnen ungemein gewogen."
Keplers Prophezeihung traf also ein und zwar nicht allein in Württemberg, sondern auch in Italien.
Dann sehen wir diese Consultationes in dem Verzeichnis verbotener Bücher. Das päpstliche Dekret ist mit 5. März 1616 datiert.
Text des päpstlichen Dekrets, mit dem die Consulationes des Thomas Lansius auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurde:
Johannes Kepler bei Wikipedia
Friedrich Achilles (Württemberg-Neuenstadt) bei Wikipedia
Kaiser Matthias bei Wikipedia
Index Librorum Prohibitorum (Liste verbotener Bücher) bei Wikipedia
Eigener Artikel zur Consultatio principatu
Die Briefe im Originaltext und in einer deutschprachigen Zusammenfassung sind in u.a. in einer von Max Caspar herausgegebenen Werksammlung enthalten und können unter Beachtung der Rechte hier heruntergeladen werden
Weitere briefliche Kontakte des Thomas Lansius zu Johannes Kepler sind evident.
Des weiteren hat Thomas Lansius in Tübingen gemeinsam mit anderen Juristen (insbesondere Christoph Besold) Johannes Kepler beim Hexenprozess gegen dessen Mutter unterstützt.