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Thomas Lansius, ein echter Cavaliersprofessor

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Karl August Klüpfel erwähnt Thomas Lansius mehrfach in seiner 1849 im Verlag Ludwig Friedrich Fues in Tübingen herausgegebenen Schrift:

Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen im Jahr 1849

Auf Seite 80 wird aus der Leichenrede zitiert, die Thomas Lansius für den 1639 verrstorbenen Johannes Harpprecht hielt:

Demnach soll dieser während seiner Zeit als Professor zwischen 1592 und 1639 nicht eine öffentliche Vorlesung ausgesetzt haben.

Auf Seite 111f wird bei der Beschreibung der Art, wie die politischen Studien und die Unterweisung zu künftigen Staatsgeschäften behandelt wurden, auf die Mantissa consultationum von Thomas Lansius verwiesen. Dort finden sich mehrere Reden, die von den Zöglingen in den Redeübungen gehalten wurden.

Die Einrichtung hiebei war diese: der Lehrer gab eine politische Zeitfrage als Thema auf, das Zöglinge in Rede und Gegenrede zu beleuchten haben. Einer der fürstlichen Zöglinge präsidiert, wirft die Frage auf, verlangt Rath. Eine Reihe adeliger Collegiaten, die seine Räthe vorstellen, trägt dann die verschiedenen Ansichten vor. Der Fürst faßt das Resultat der scheinbaren Berathung in einem von dem Lehrer zum voraus entworfenen Referat zusammnen und erklärt sich für eine der vorgetragenen Ansichten....

So wurden die künftigen Staatsmänner und Regenten in die Formen einer staatsmännischen Berathung eingeübt, aber im Ganzen war dieß mehr ein Spiel und äußerliche Dressur als ernstliches Studium und Gewöhnung an gründliche Erörterung politischer Fragen.

Derselbe Lansius spendet dem Collegium und den darin herrschenden Studien große Lobsprüche; er meint es sei ihm keine andere Anstalt an Frequenz, Gelegenheit zu gelehrter und sittlicher Bildung, Mannigfaltigkeit ritterlicher Übungen, Annehmlichkeit der Erholung zu vergleichen.

Auf Seite 113 wird schließlich auf die Person des Thomas Lansius ausführlich eingegangen:

Unter den ausschließlich für das Collegium angestellten Lehrern verdient eine besondere Erwähnung Thomas Lansius. Er war im J. 1577 zu Bergen in Oberösterreich geboren, hatte in Tübingen Philosphie und Rechtswissenschaft studiert, war als Begleiter eines reichen jungen Österreichers, Abraham Hölzlin, mehrere Jahre auf Reisen durch Deutschland, England, Frankreich und Italien, hatte besonders längere Zeit in Paris zugebracht und war, nachdem er 1604 als Dr. juris promoviert, im J. 1606 als Lehrer der Geschichte, Politik und Eloquenz am Collegium illustre angestellt worden, dessen Hauptlehrer und Berather er ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod im J. 1657 blieb. Nebenbei war er auch fürstlicher Rath und hatte als solcher bei drei Herzogen nicht unbedeutenden Einfluß, zuletzt war er auch Visitator der Universität.

Seine Schriften, die fast ausschließlich aus Festreden bestehen, zeigen einen Mann von vielseitiger Bildung und gewandtem Ausdruck, machen aber durch rhetorischen Schwulst und niedrige Schmeichelei gegen seine fürstlichen Herren und Zöglinge einen widrigen Eindruck. In den eigentlich wissenschaftlichen Fächern scheint er wenig geleistet zu haben, er war ein ächter Cavaliersprofessor.

Karl August Klüpfel bei Wikipedia